Cacao - Speise der Göttinen und Götter | schwarzes Gold der Maya
/Ein Artikel von Laura Kimmich
„Es ist gut, Alles selbst zu kosten, was man zu wissen nötigt hat.“ Hermann Hesse in Siddharta
Pink Moon 2021
Das Ritual - Cacao als Teaching Plant
Die Schamanin, die mich in meine erste Cacaozeremonie einführte, wird mir wohl für immer in meinem Gedächtnis bleiben. Nicht nur, weil ich dank ihr eine weitere Verästelung meines Bewusstseins aktivierte, vor allem aber aufgrund ihrer wachsamen, hellblauen Augen. Ihnen entging nichts, während sie über allen Dingen zu stehen, ja zu schweben schien. Sie war körperlich ein gutes Stück kleiner als ich, allerdings vibrierte ihre Aura derart, dass sie alle fünfzehn Teilnehmenden durch ihre Präsenz überstrahlte. Sie war jung, gerade mal ein paar Jahre älter als ich, doch ihr Geist sprach die Worte einer weisen Frau, die viel erlebt und noch viel mehr verstanden hatte. Ihre Hände zeigten mit Bambus bemalte Permanentkunstwerke.
Zu Beginn zog sie eine Tarotkarte: Das Ass der Erde. Es stünde für die Manifestation des Geistes in der Materie, für Erdung und Selbstverwirklichung. Die Karte verkünde die Intention des heutigen Rituals: „Vertraue auf deine inneren Kräfte der Manifestation“. Dann wurde geräuchert. Mit Palo Santo - dem heiligen Holz Südamerikas. Es enthält über einhundert verschiedene ätherische Öle, die einen milden, angenehm behütenden Duft verbreiten. Dieser wirkt auf unsere Seele in gleichem Maße relaxierend wie aktivierend und erschafft so Weite in Raum und Geist für neue Erfahrungen. Ich habe es seither immer wieder bei Ritualen verwendet und es schuf jedes Mal Brücken auf dem Weg in höhere und tiefere innere Sphären des Bewusstseins.
Wir saßen gemeinsam in einem Zirkel auf einer Lichtung mitten im Wald, beobachteten unseren Atem, ließen ihn immer tiefer fließen und meditierten. Im Anschluss hielten wir den pulverisierten Rohkakao an unsere Herzen, um so unser viertes Chakra, das Anahata-Chakra zu öffnen. Es steht für universelle Liebe und Heilung. Wir mischten den Cacao mit gekochtem, noch heißem aber nicht mehr kochendem Wasser.
Tipp: Wenn du Cacao und Wasser mithilfe eines Mixers vermischt, bekommst du eine dicke, homogene Masse mit regenbogenfarbenen Bläschen auf der Oberfläche. Das sieht nicht nur toll aus sondern schmeckt dazu noch umso köstlicher. Den besten Effekt erhältst du, wenn du zwischen 35 und 42 Gramm Cacao zu dir nimmst.
Als nächstes sagten wir der Reihe nach, wofür wir im Leben dankbar seien. Durch ein „Aho“ signalisierte die sprechende Person, dass sie zu Ende gesprochen hatte, die Gemeinschaft stimmte mit einem „Aho“ ein und trank einen Schluck Cacao. Nach und nach merkte ich wie mein Herz, wie ein Adler, langsam seine Flügel aufschlug, um sich dieser Welt zu öffnen. Ich war high und fokussiert, neugierig und ein wenig neben der Spur. Als das letzte „Aho“ verklungen war, betrachteten wir unser Selbst im Spiegel. Zunächst sah ich eine liebevoll und gütig blickende junge Frau mit aufmerksamen, großen Augen. Je länger ich in dieses Gesicht blickte, umso verschwommener wurde es, wie wenn ein Porträtgemälde, das ein weitsichtiger ohne Brille betrachtet. Plötzlich verzog sich das Gesicht, als würde man mit einem dicken Pinsel eine Spirale darauf zeichnen. Ich erschrak, ich hatte Angst. Angst vor der Hässlichkeit, vor der Entstellung meines Gesichts. Ich wich kurz aus, dann blickte ich erneut in den Spiegel. Ich starrte in dieses sich deformierende Gesicht, das sich nach ein paar Momenten zu einem mir bekannten Gesicht reformierte. Neugierige Momente vergingen, bis plötzlich mein drittes Auge auf meiner Stirn erschien. Mein drittes Auge, die Pforte zu meinem inneren Bewusstsein, zu meinen Visionen. Ich hatte mich der Angst gestellt und mich so meinem höheren Bewusstsein geöffnet.
Kritiker mögen anmerken, dies sei durch Gesetze der Optik oder Physik doch ganz leicht erklärbar - so waren es für mich in diesem absoluten Moment der Selbsterfahrung, fern ab von Physis und Determination (rationale) Erklärungssuchen vollkommen irrelevant. Schließlich wollte ich in diesem Moment verweilen, fern ab von Grenzen und Einschränkungen durch das Außen. Einen Wimpernschlag später stieg ein plötzlicher, aber heftiger Impuls in mir auf, weiter, tiefer in den Wald zu gehen. Ich wollte die Bäume sehen, sie spüren, atmen, umarmen, eins mit Ihnen sein. Also ging ich und fühlte dies und war eins mit ihnen. Ich blickte in die Baumkronen und sah stärkere Kontraste und intensivere Farben. Im nächsten Moment wollte ich wieder zurück zur Gemeinschaft, also ging ich, rannte und wir sangen, trommelten, umarmten uns und den Moment und waren eins mit uns und der Natur. Omnipräsent mit jedem unserer Sinne und jeder einzelnen Zelle unseres Körpers. Wir waren ein Ölgemälde ohne Ränder und Konturen. Wir waren eins und jetzt und hier.
Wie kam es nun zu diesem intensiven Trip, dieser ekstatischen Reise? Was im Cacao hat all das aus mir, aus uns hervorkommen lassen, ihm die Hand gereicht?
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Cacao ist Herzöffnerin
Er enthält Theobromin, eine psychoaktive Substanz, die mit dem Koffein strukturverwandt ist. Theobromin hat ebenfalls eine stimulierende, euphorisierende Wirkung auf unser Nervensystem. Diese ist jedoch milder, dafür wirkt der Effekt langfristiger anregend und stimmungsaufhellend. Die Ausschüttung von Endorphinen wird stimuliert, wodurch Motivation und Euphorie aufkommen/zunehmen. Cacao enthält Anandanid, den sogenannten „Glücksstoff“. Auch dieser wirkt sich positiv auf unser psychisches Wohlbefinden aus und sorgt gleichzeitig für Ausgeglichenheit und Entspannung. Auf spiritueller Ebene ist Anandanid eine Türöffnerin zu Ideen, Einsichten und Visionen. Wir spüren Liebe und Verbindung und können größere kosmische Zusammenhänge erkennen.
Die im Cacao enthaltenen Tryptophane regen die Serotoninproduktion und -ausschüttung an. Wir empfinden ein ekstatisches Gefühl. Cacao ist also ein natürliches Antidepressivum. Er hilft uns unser Herz zu öffnen und emotionale Traumata zu heilen. Die im Cacao enthaltenen Bitterstoffe reinigen auf organischer Ebene unsere Leber und helfen auf psychischer Ebene, Ärger loszulassen.
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Cacao ist Superfood
Neben Theobromin, Anandanid und Tryptophanen ist Cacao reich an Mineralstoffen und Spurenelementen. Er ist die größte pflanzliche Magnesiumquelle, also ein wichtiger Energielieferant für den Knochenaufbau und unsere Muskeln. Magnesium ist gut für unser Gehirn und reguliert den Stoffwechsel. Die antioxidativen Flavanoide (sekundäre Pflanzenstoffe, kurz: Antioxidantien) machen freie Radikale im Körper unschädlich und schützen somit unsere Körperzellen vor Schäden und frühzeitiger Alterung.
Cacao enthält mehr Kalzium als Milch, mehr Eisen als Lamm- oder Rindfleisch und wertvolle ungesättigte Fettsäuren, die unser Herz in seiner gesunden Funktion unterstützen. Cacao ist also ein wahres Superfood. Allerdings spreche ich hier von rituellem Rohkakao aus Südamerika. Schonend und kalt verarbeitet, sodass noch alle wertvollen Inhaltsstoffe enthalten sind. Er wird ohne Milch oder Zucker, sondern mit Wasser getrunken, damit sich alle wertvollen Nährstoffe entfalten können und die Wirkung so am intensivsten ist.
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Über die Autorin: Laura ist Yoga-& Meditationslehrerin und heilpraktische Psychotherapeutin. Ihre aktuellen Projekte sind Eintagraus (Tagesretreat) und Cacao&Dance (Cacaozeremonie mit Tanz). Auch Einzelcoachings können u.a. im Bereich Intuitive Dancing gebucht werden.